19.Dezember

Foto Karin Jäckel
Foto Karin Jäckel

 

Glöckschen kling, 

 

Glöckschen kling

 

©Brigitte Gutmann

 

Unser dörflicher Helferkreis hatte seit 2014 schon einige gesellige Treffen mit den Flüchtlingsfamilien veranstaltet: ein Kennenlernabend mit den Betreuern, meistens Frauen; Kastanien suchen; eine Wanderung zu einer Hütte in den Reben; ein Zoobesuch; eine Kochwerkstatt. Und ein Lichtbildervortrag über die Unesco-Kulturschätze Syriens.

 

Im Winter 2016 überlegten wir, ob wir auch ein Adventstreffen veranstalten könnten. Würden die mohammedanischen Familien mit uns feiern wollen?

Und ob sie wollten!

Waren die beiden Pfarrer dafür? Selbstverständlich, zu einem christlichen Menschenbild gehöre eine vorurteilsfreie Begegnung.

Würden wir genügend Helfer finden? Zu unserem Glück bot sich Silke vom Turnverein an, die Organisation zu übernehmen, zusammen mit einigen Jugendlichen.

Die Frauengemeinschaften wollten „Brödle“ und Linzertorten backen, ohne Kirschwasser. Natürlich versprachen die Asylanten, einheimische Köstlichkeiten vorzubereiten. Und für jedes Kind sollte es ein kleines Geschenk geben.

Silke wurde zur Weltmeisterin im „Päckle machen“. Elisabeth dachte an einen Kleiderbasar. Alexandra versprach, ihre Gitarre mitzubringen. Und ich übte im  Sprachkurs ein paar  Adventslieder. Bei den „grünen Blättern“ vom Tannenbaum  spitzten alle die Münder, um die für Araber so schwierigen Umlaute zu üben! 

 

Mitte Dezember war es dann soweit. Im katholischen Gemeindezentrum richteten deut-sche wie syrische Männer die Tische. Wir Frauen schmückten sie mit Tannenreis und Sternen. Die Jugendlichen bereiteten im Nebenraum ihre Bastelstube vor. Dort stand auch ein Klavier.

Jetzt kam der Ansturm der Familien: Frauen mit und ohne Kopftuch umarmten sich herzlich. Männer schüttelten Hände, lachten oder rauchten noch rasch im Hof. Kinder sprangen aufgeregt herum. Das bunte Buffet duftete. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister durfte Mohammad mal wieder für die Neuen übersetzen. Wir Deutschen gesellten uns zu unseren befreundeten Familien.

„Lecker!“ hieß es bei der Linzertorte. „Sehr pikant!“ bei den syrischen Pizzen.

Unsere kleine Völkerfamilie lachte viel. Diese Verständigung klappte immer.

Andauernd wurden Selfies gemacht.

Wir kannten manche schlimme Fluchtgeschichte. Doch jetzt blieben alle Probleme vor der Türe. Wie schön, die Familien in Sicherheit und strahlend zu sehen! Es war laut, aber fried-lich.

Nun kam die Bescherung für die Kinder, von denen sich jedes ein Päckchen aussuchen durfte. Plötzlich  hörten wir Klavierklänge. Der Mazedonier Izmet improvisierte dort. Men-schen stellten sich um ihn und klatschten mit. Frauen trillerten. Und da spürten wohl alle, dass der freudige Adventsengel vorbeigeflogen war…

Unvergesslich bleibt mir ein Bild: Ein schwarzäugiger, scheuer Junge trug leise singend seinen weißen selbstgebastelten Stern zu seiner Mutter. Auch ihn hatte der Flügel des Adventsengels gestreift. …

Zum Schluss sangen wir zur Gitarre ein wenig schräg „O Tannenbaum“ und „Glöckschen kling, Glöckschen kling, klinge dindondan…“ 

               

Foto Karin Jäckel
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