12. Dezember

 

Loblied auf die dicken Kerzen

 

©Günter Neidinger

 

Es war einmal ein schlanker Docht.

Die dicken hat er nie gemocht.

Schlank wollt' er durch das Leben gehn.

Was dick war, wollte er nicht sehn.

 

Ein Streichholz hat ihn bald entflammt

und ihn zum Leuchten so verdammt.

Und in Minutenschnelle

entschwand der eben noch so helle.

 

Das wär' dem Armen nie geschehn,

hätt' er sich rund mit Wachs versehn.

Doch auch der Mensch erliegt dem Streben,

will lieber mit was Schlankem leben.

 

 

Christsein 2.0

 

©Peter Winter

aus: „Der Walhai auf dem Kirchendach“

 

Der tief're Sinn von Feiertagen

erschließt sich heut' nur noch dem Magen:

Weil Christus uns geboren ist,

sitzt man jetzt da und frisst und frisst.

Und dass am Kreuz er einst gehangen,

mit Lämmerbraten wird's begangen.

An Gleichnisse und Bibelworte

erinnert heut' nur noch die Torte,

die wir verzehren zum Dessert:

Der Glaube liegt im Magen schwer.

Weil aber Schlanksein Mode ist,

stirbt er wohl aus, der echte Christ.