von links: Helmut Hannig, Martina Meadows-Hertig; Foto: Karin Jäckel
Am Donnerstag, dem 27. März, um 19 Uhr, stellt der aus dem einstigen Sudetenland stammende Autor und Künstler Helmut Hannig aus Bühl-Weitenung im Stadtmuseum in Bühl seine in dem Oberkircher Verlag Edition Blaue Stunde veröffentlichten Kindheitserinnerungen aus den Jahren 1939 bis 1952 vor. Klangimprovisationen der Oberkircher Musikerin und Autorin Martina Meadows-Hertig umrahmen die Lesung.
Helmut Hannig ist Autor und bildender Künstler zugleich. In der Literatur prägen Poesie, bevorzugt in Sonett-Form, sowie Kurzgeschichten und Essays sein Schaffen. Zugleich ist er als Künstler einer der bekanntesten zeitgenössischen Verfasser und Gestalter künstlerisch hochwertiger Individual-Bücher. Seine Holzdrucke, edle Materialien und feinsinnige Gestaltung verbinden sich mit Lyrik und Prosa zu außergewöhnlichen Gesamtwerken. Aquarelle, Zeichnungen und Ölgemälde ergänzen die künstlerische Bandbreite des seit seiner Kindheit nach künstlerischem Ausdruck strebenden Autors.
Mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland hat Helmut Hannig Meriten für seine Kunst erworben und seine Druck-Werke auf Kunstbuch-Messen sowie in regionalen und überregionalen Autorenlesungen präsentiert. Eine Dauerausstellung einiger seiner Bildwerke kann man in Sasbachwalden entlang des mehrfach prämierten „Kunstwegs Weinsüden“ bewundern.
Seine Autobiographie „was bleibt“ enthält neben zeitgenössischen Fotografien aus dem Familienleben außergewöhnlich kunstvolle Porträts der Eltern, denen Helmut Hannig auf diese Weise ein bleibendes Gedenken schenkt. Die Originale werden im Rahmen der Buchpräsentation gezeigt.
Beginnend mit der Kinderzeit auf dem elterlichen Gut am Fuße des Altvatergebirges, erzählt der Autor von der Enteignung des generationenalten Familienbesitzes, von der Vertreibung seiner Familie aus der Heimat nach Kriegsende und von ihrem Neuanfang im ländlichen Baden-Württemberg.
Bewegend und spannend zugleich schildert er seine liebevoll behüteten frühen Jahre im heimatlichen Dorf sowie das allmähliche Eindringen des Krieges in sein Kinderparadies. Nichts verstehend, erlebt er den Verlust zuerst des quasi vom Acker weg in Gefangenschaft verschleppten Vaters, kurz darauf die Besetzung des elterlichen Hofguts durch Zwangsverwalter und zuletzt die Enteignung nebst Vertreibung von Haus und Hof. Abtransportiert in einem menschenüberfüllten Viehwaggon, mit nichts an Besitz als auf der Haut Getragenem, erleben die heimatlos Gemachten Traumatisches.
Auch das Verlorensein der Entwurzelten in der Fremde brennt sich in die Seele des Kindes. Ebenso wie der Beispiel gebende eiserne Wille der Mutter, den entbehrungsreichen Alltag als urplötzlich bettelarme, unwillkommene Zwangseinquartierte zu meistern und trotz aller Not Würde zu bewahren. Szenen von heute neuer Aktualität für Millionen Kriegsbetroffene und überforderte Helferinnen und Helfer.
Rettung und Anker für das Kind Helmut Hannig wurde die Malerei, die ihm in Gestalt eines Kunstmalers begegnete, der das Interesse und künstlerische Talent des Jungen erkannte und förderte.
Im Anschluss an die Autorenlesung Helmut Hannigs vertiefen Dr. Karin Jäckel, Autorin und Verlegerin, und „ihr“ Verlags-Autor die Lesung mit einem kleinen Autorengespräch. Fragen und Kommentare aus dem Publikum sind willkommen.
Gern wird der Autor sein Buch signieren, das man vor Ort erwerben kann, und auf Wunsch mit einer Widmung versehen.
Der Eintritt ist frei. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.